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Luft in Innenräumen

Kleines Mädchen genießt den Luftstrom eines Ventilators © Adobe Stock | New Africa

Luftqualität

Die Luftqualität in Innenräumen ist für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Raumnutzer von entscheidender Bedeutung, da die meisten Menschen in unseren Breiten sich durchschnittlich ca. 80–90 % in Innenräumen aufhalten. Der überwiegende Teil davon entfällt auf die heimischen »vier Wände«, die – anders als Innenraumarbeitsplätze – keinen Überwachungsvorschriften oder verbindlichen lufthygienischen Regelungen unterliegen. Das Spektrum von Innenraumluftverunreinigungen ist durch die Vielgestaltigkeit der Nutzung (z. B. als Hobbyraum, Erholungsbereich, Schlafraum, Küche, Sanitärbereich, Versammlungs- oder Unterrichtsräume) und die Anwendung immer wieder neuer Materialien und Produkte (darunter Baumaterialien, Kosmetika, Interieur, Kleber, Anstrichstoffe) sehr breit gefächert und ständig im Wandel.

Unter den an den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) herangetragenen Problemen, Fragen und Beratungsanliegen rangieren die folgenden genannten 5 Kategorien jeweils an vorderster Stelle:

  • anhaltende Geruchsbelästigungen und Befindlichkeitsstörungen im Zusammenhang mit Neubautätigkeiten sowie nach komplexen Sanierungs- und Renovierungsarbeiten bzw. Neuausstattungen;
  • Hygienemängel und gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Feuchte- und Schimmelpilzprobleme an Wandoberflächen sowie im Fußboden- und Deckenbereich;
  • Hygieneprobleme in Schulen, Kindertagesstätten und anderen gemeinschaftlich genutzten Gebäuden infolge zu geringer Luftwechselraten, die nur unzureichend an die Anforderungen des Alltagsbetriebs angepasst sind;
  • Innenraumprobleme infolge von Havarien, nach Bränden oder anderen außergewöhnlichen Schadensereignissen mit einer möglichen Gesundheitsgefährdung (z. B. Heizölkontaminationen nach Hochwassereinbrüchen, Schadstofftransfer aus Altlasten bzw. Altablagerungen)
  • Belästigungen durch permanente Raumdesodorierung, insbesondere bei Personen mit einer erhöhten olfaktorischen Sensibilität (z. B. Personen mit einer Duftstoffallergie oder Personen mit Chemikalienüberempfindlichkeit).

Aus der Sicht der Gesundheitsvorsorge besitzen die Schimmelpilz- und Feuchteprobleme eine herausragende Bedeutung. Denn einerseits ist eine große Zahl der deutschen Wohnungen von derartigen Mängeln betroffen (> 20 %), andererseits ist der Zusammenhang zwischen Schimmelpilzbefall in Innenräumen und bestimmten Gesundheitsbeeinträchtigungen (z. B. Atemwegsreizungen, Husten, Asthma) unstrittig. Außerdem gelten viele Schimmelpilzarten als potenzielle Allergieauslöser, und die zunehmende Zahl von allergischen Erkrankungen und Schimmelpilzsensibilisierungen (Sensibilisierung ist die Vorstufe einer Allergieerkrankung) in der Bevölkerung legt einen umweltmedizinischen Zusammenhang mit Innenraumexpositionen nahe.

Die Gesundheitsbehörden bieten zu dieser Thematik umweltmedizinische Beratung an und informieren zudem ratsuchende Bürger über die nutzerbedingten Möglichkeiten der Vorbeugung von Schimmelpilzbefall in ihren Wohnungen.

Ein weiteres aktuelles Innenraumthema betrifft die Luftqualität in Schulen, ein Ort, wo eigentlich besonders gute Luftverhältnisse herrschen sollten. Doch gleich in mehreren Untersuchungen zur Kohlendioxidkonzentration in Unterrichtsräumen (darunter auch Messungen in Sachsen) haben sich erhebliche lufthygienische Probleme gezeigt, weil die Fenster nicht häufig und nicht lange genug geöffnet wurden. Insbesondere in der kalten Jahreszeit wurden die maximal empfehlenswerten Kohlendioxidkonzentrationen in der Raumluft sehr häufig überschritten. Mehrfach lag der Anteil der überschrittenen Werte bei über 90 %. Kohlendioxid ist ein sehr guter Indikator für »verbrauchte Luft«, erreicht aber in solchen Räumen niemals selbst ein gesundheitsschädigendes Niveau.

In Klassenzimmern, wo altbewährte Lüftungsregeln nur ungenügend berücksichtigt werden, kann es bereits in den ersten Unterrichtsstunden zu Unbehaglichkeit wegen »verbrauchter Luft« sowie zu leistungseinschränkenden Konzentrations- und Befindlichkeitsstörungen kommen. Zu den bewährten Lüftungsregeln in Schulen gehören zwingend mindestens die regelmäßige Pausenlüftung und die Lüftung zwischen den Doppelstunden, wenn keine Lüftungsanlage die notwendige Durchspülung des Raumes mit Frischluft übernimmt.

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